Dorothea Nürnberg

Sterntänzer

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Ö1, 31. März 2013
Ostermontag, Erfüllte Zeit 7h – 8h

Sterntänzer. Muslimische Lebenswelten in Wien Mit religiösen Themen befasst sich seit vielen Jahren die österreichische Autorin Dorothea Nürnberg. Während ihres Romanistikstudiums in Graz und in mehreren französischen Städten hat sie die mystische Welt des Sufismus kennen gelernt. "Sterntänzer" hat sie ihr jüngstes Buch genannt. Der Roman ist - ausgehend vom Sufismus - ein Eintauchen in die unterschiedlichsten Lebenswelten von Muslimen in Wien. - Gestaltung: Wolfgang Slapansky


SÜDWIND MAGAZIN, September 2012

Sterntänzer
Dorothea Nürnberg
Roman. Ibera Verlag, Wien 2012, 269 Seiten, EUR 20,-
„In uns ist ein Geheimnis. In uns bewegt und dreht sich etwas“, schrieb der große persische Sufi-Dichter Rumi aus dem 13. Jahrhundert, der zusammen mit Hafis Goethe zu seinem „West-östlichen Diwan“ inspirierte. Doch die Wiener Malerin Lara empfindet nicht das geringste Interesse für islamische Mystik oder altpersische Dichtkunst. Aber das Drehen der Derwische fasziniert sie auf magische Weise. Sie erlebt den türkischen Tänzer und Derwisch Kerim bei einem Musikfestival in der österreichischen Hauptstadt und beschließt, sich als Privatschülerin bei ihm ins Drehen einweihen zu lassen.
Wien im 21. Jahrhundert. Das oft romantisch verklärte Interesse an orientalischer Lebensweise und Kultur früherer Jahrhunderte wurde durch die Arbeitsmigration seit den 1960er Jahren das Stereotyp von ungebildeten fremden Menschen, und ihre Religion wurde durch den fatalen 11. September 2011 zum Sinnbild eines erbarmungslosen Terrorismus. Wien im Wahlkampf. Ein rechtspopulistischer Politiker namens G. B. Rache peitscht die Wogen der Empörung über den neuen islamischen Krieg gegen das Abendland hoch.
Im Kontext der durch populistische Politiker noch geförderten Islamophobie setzt die österreichische Autorin Dorothea Nürnberg die Handlung ihres Sterntänzer-Romans an. Die Geschichte des türkischen Derwisch Kerim und der österreichischen Malerin Lara, die von ihrem Lehrmeister schließlich gebeten wird, mit ihm eine Choreographie über den getanzten Weg zu Gott einzustudieren, zu jener Instanz, die nach Sufi-Tradition im eigenen Herzen wohnt.
Dorothea Nürnberg erzählt Lebensgeschichten aus der türkisch-islamischen „Parallelwelt“ Wiens, die von einer starken Empathie mit dieser Welt und einem tiefen Wissen darüber zeugen. Die fehlende Bereitschaft, sich dem anderen gegenüber zu öffnen, auf ihn zuzugehen, wird als Nährboden für gesellschaftliche Intoleranz ausgemacht, die wiederum auf beiden Seiten radikale Positionen fördert.
Am Ende der Eklat: Bei einer öffentlichen Aufführung von Kerim und Lara fällt ein Schuss. Der aus dem Ausland eingeschleuste Attentäter hatte den Auftrag, den Tänzer für immer tanzunfähig zu machen, doch wurde es nur ein Streifschuss am Bein. Ein in Wien lebender türkischer Arzt wird als intellektueller Attentäter identifiziert: Er wollte Kerim dafür bestrafen, sich eine Ungläubige als Partnerin für das zutiefst religiöse Tanzstück gesucht zu haben.
Um sich von dem Schock des Anschlags zu erholen, reisen Kerim und Lara zu einem Sufi-Zentrum in die Sahara, dabei Rumis Worten folgend: „Kümmere dich nicht. Halt nicht an, Derwisch, dreh dich weiter.“
Mit großem Einfühlungsvermögen skizziert die Autorin die Welt der islamischen Mystik, des Sufismus, in der das Drehen des eigenen Körpers auf dem Weg zur Selbsterkenntnis eine tragende Rolle spielt.


DER STANDARD/ALBUM, 4./5. August 2012

Derwisch, dreh dich weiter
WERNER HÖRTNER
Dorothea Nürnberg wirft einen Blick in die Welt der islamischen Mystik und in das Leben muslimischer "Parallelgesellschaft"
"In uns ist ein Geheimnis. In uns bewegt und dreht sich etwas", schrieb der große persische Sufi-Dichter Rumi aus dem 13. Jahrhundert, der zusammen mit Hafis Goethe zu seinem West-östlichen Diwan inspirierte. Doch die Wiener Malerin Lara empfindet nicht das geringste Interesse für islamische Mystik oder altpersische Dichtkunst. Aber das Drehen der Derwische fasziniert sie auf magische Weise. Sie erlebt den türkischen Tänzer und Derwisch Kerim bei einem Musikfestival in Wien und beschließt, sich als Privatschülerin bei ihm ins Drehen einweihen zu lassen.

Wien im 21. Jahrhundert. Das oft romantisch verklärte Interesse an orientalischer Lebensweise und Kultur früherer Jahrhunderte wurde durch die Arbeitsmigration seit den 1960er-Jahren durch das Stereotyp von ungebildeten grobschlächtigen Menschen ersetzt, und ihre Religion wurde durch den fatalen Anschlag vom 11. September 2001 zum Synonym für Terrorismus. Wien im Wahlkampf: Ein rechtspopulistischer Politiker namens G. B. Rache peitscht die Wogen der Empörung über den neuen islamischen Krieg gegen das Abendland hoch.
In diesem Kontext setzt die österreichische Autorin Dorothea Nürnberg die Handlung ihres Sterntänzer-Romans an. Die Geschichte des türkischen Derwischs Kerim und der österreichischen Malerin Lara, die von ihrem Lehrmeister schließlich gebeten wird, mit ihm eine Choreografie über den getanzten Weg zu Gott einzustudieren, zu jener Instanz, die nach Sufi-Tradition nicht in Rom, Mekka oder in Jerusalem wohnt, sondern im eigenen Herzen.
Mit großem Einfühlungsvermögen skizziert die Autorin die Welt der islamischen Mystik, des Sufismus, in der das Drehen des eigenen Körpers auf dem Weg zur Selbsterkenntnis eine tragende Rolle spielt. Über Kerim lernt Lara den türkischen Arzt Orhan kennen, mit dem sie alsbald in ein heftiges Streitgespräch über Frauenfeindlichkeit und mangelndes Demokratieverständnis des Islam gerät.
Dieser in seiner Wahlheimat gut integrierte Mediziner erlebt beinahe wider Willen durch die zunehmende Islamophobie seiner Umgebung eine Radikalisierung seiner Anschauungen. Der Jihad wird zu seinem Weg, ein fundamentalistisch interpretierter Koran zu seinem Gesetz.
Dorothea Nürnberg erzählt Lebensgeschichten aus der türkisch-islamischen "Parallelwelt", die von einer starken Empathie mit dieser Welt und einem tiefen Wissen darüber zeugen. Die fehlende Bereitschaft, sich dem anderen gegenüber zu öffnen, auf ihn zuzugehen, wird als Nährboden für gesellschaftliche Intoleranz ausgemacht, die wiederum auf beiden Seiten radikale Positionen fördert.
Am Ende der Eklat: Bei einer öffentlichen Aufführung von Kerim und Lara fällt ein Schuss. Der aus dem Ausland eingeschleuste Attentäter hatte den Auftrag, den Tänzer für immer tanzunfähig zu machen, doch wurde es nur ein Streifschuss am Bein. Der Arzt Orhan wird als intellektueller Attentäter identifiziert: Er wollte Kerim dafür bestrafen, sich eine Ungläubige als Partnerin für das zutiefst religiöse Tanzstück gesucht zu haben. Um sich von dem Schock des Anschlags zu erholen, reisen Kerim und Lara zu einem Sufi-Zentrum in die Sahara, dabei Rumis Worten folgend: "Kümmere dich nicht. Halt nicht an, Derwisch, dreh dich weiter." (Werner Hörtner, Album, DER STANDARD, 4./5.8.2012)


DAS ROTE MIKRO: DOROTHEA NÜRNBERG UND DIE STERNTÄNZER, 06.August 2012, 17:00 bis 18:00

Hörspiel/Literatur
http://cba.fro.at/62348
Radio Helsinki:
DOROTHEA NÜRNBERG UND DIE STERNTÄNZER. Ein Portrait.
In dieser Sendung erzählt D. Nürnberg von ihren Reisen, der langjährigen Beschäftigung mit fremden Kulturen, ihrem Engagement für indigene Völker in Brasilien, vom Sufismus, der sie besonders inspiriert, und vom Schreiben. Dazu gibt es Hörproben aus dem neuen, von Kritikern hoch gelobten Roman "Sterntänzer", gelesen von der Autorin.
Dorothea Nürnberg ist gebürtige Grazerin, hat deutsche und französische Philologie studiert, ausgedehnte Reisen in Südamerika und in Asien unternommen und lebt in Wien und in der Steiermark. Sie hat u. a. Gedichte und Romane veröffentlicht. Einige ihrer Bücher sind auch in Brasilien und in Indien erschienen.
Die wöchentliche Literatur-Schiene bei Radio Helsinki.
Features, akustische Portraits und Mitschnitte
Barbara Belic, Max Höfler


DIE PRESSE/Spectrum, 14. Juli 2012

Von Duygu Özkan (Die Presse)

Im Strudel des Islamismus
Ethnische Konflikte: Dorothea Nürnbergs Wien-Roman

Wenn Bekir an seine bevorstehende Hochzeit mit Hilal denkt, dann kommt ihm nicht die Liebe in den Sinn. Eher Wärme, Zuneigung und Sympathie. Bekir und Hilal kennen einander nicht sehr lange. Berührt haben sie sich noch nie. Mit Hilal aber scheint Bekir, der auch österreichische Geliebte hatte, endlich zurückgefunden zu haben zu „den Wurzeln seines Glaubens und seiner Kultur“.
Wenn Marianne an ihre Nachbarn denkt, dann kommt ihr die Galle hoch. Wie windstill war die Zeit, bevor die türkische Familie eingezogen ist – und mit ihnen der ganze Lärm, die Unruhe und die „fremdländischen Gerüche“ im Stiegenhaus. An Schlaf ist seither nicht zu denken. Und seit das kosovarische Mädchen, das alle anschmachten, auch noch an ihrer Arbeitsstelle aufgetaucht ist, fühlt sie sich bedroht. Von allen Seiten.
Marianne und Bekir sind nur zwei von mehreren Antipoden in Dorothea Nürnbergs Roman „Sterntänzer“. Behutsam erzählt die Autorin verwinkelte Lebensgeschichten von Migranten, die in Wien in einer Hybridwelt zwischen Anpassung und Abweisung leben, sowie über Österreicher, die mit ihnen in Berührung kommen. Als sich Marianne und Bekir kennenlernen, liebäugelt sie gerade mit einer rechtspopulistischen Partei, die die richtigen Antworten auf das Problem mit den Ausländern parat zu haben scheint – und er wird sich gerade bewusst, dass er in einen radikalislamischen Strudel geraten ist.
Nürnberg stellt anhand der Lebenslinien ihrer Protagonisten viele Facetten des Islam vor. Kerim und Lara tanzen den Tanz der Derwische und beschäftigen sich mit dem Sufismus, Omar und Ahmad sind zwei Liberale, die den Dialog suchen. Manch anderer (Neben-)Darsteller dürfte dem Leser indessen bekannt vorkommen, etwa der rechtspopulistische Politiker: „G. B. Rache“. Nürnberg scheint ihren Roman bewusst in den (vergangenen) Wiener Wahlkampf eingebettet zu haben, in eine Zeit, da sich die Konflikte hochgeschaukelt haben und bisweilen irrational wurden.
 
Im Banne des Predigers
Wichtig ist in diesem Buch die Figur des Orhan, eines charismatischen Arztes, der gleichzeitig auch der „Architekt“ der radikalislamischen Gruppe zu sein scheint. Je feindlicher, rassistischer seine Umgebung wurde, desto radikaler wurden auch seine Ansichten. „Allah ist unser Ziel“, heißt es in den Predigten der Moschee, die er besucht, „der Prophet unser Führer. Der Koran ist unser Gesetz. Der Djihad ist unser Weg. Sterben auf dem Weg zu Allah ist unsere größte Hoffnung.“ Es ist auch Orhan, der Bekir in den Dunstkreis dieser Gruppierung zieht. Bekir freundet sich mit Orhan an, sieht ihn als Vorbild, befolgt seine Ratschläge, und „innerhalb kürzester Zeit“, schreibt Nürnberg, „war es ihm gelungen, ihn auf allen Ebenen zu beeinflussen.“ Klingt real. Ist es auch.
„Sterntänzer“ ist ein wunderbar ruhiger und einfühlsamer Roman, sorgsam geschrieben. Die Autorin (geboren 1964 in Graz) hat sich eingehend mit dem Islam beschäftigt, was bei der Lektüre deutlich wird, und ist bemüht, ein ehrliches Bild über das Zusammen- und Aneinandervorbeileben in Wien zu vermitteln. Was ihr gelingt, sehr schön sogar.

DOROTHEA NÜRNBERG STERNTÄNZER
ROMAN. 272S., GEB., €20 (IBERA VERLAG, WIEN)


KLEINE ZEITUNG/Steiermark/Kärnten, 30. Juni 2012

LITERATUR  |  RELIGION  |  VORTRAG/DISKUSSION
Dorothea Nürnberg
 
Literaturfrühstück zum Buch "Sterntänzer", ein christlicher Dialog der Kulturen. Diskussion mit Carina Kerschbaumer, Kleine Zeitung.

Dorothea Nürnberg „Sterntänzer” mit Mag. Carina Kerschbaumer (Kleine Zeitung)
Jeder redet über “den Islam”und “die Muslime”, aber weiß wirklich jeder, wovon er spricht? Ein christlicher Dialog der Kulturen von der Autorin Dorothea Nürnberg, die sich seit 25 Jahren intensiv mit dem Islam beschäftigt: spannend und berührend bis zur letzten Seite! Dorothea Nürnberg Geboren 1964 in Graz, Studium der deutschen und französischen Philologie in Graz und an der Sorbonne/Paris, war mehrere Jahre im Kunstmanagement tätig, lebt in Wien. Neben ihrem literarischen Schaffen veröffentlicht sie auch Beiträge in Tageszeitungen und Magazinen. Seit mehreren Jahren beschäftigt sie sich auch mit Fotografie. Veröffentlichungen u.a.: Auf dem Weg nach Eden (Roman, 2000); Tochter der Sonne (Roman, 2004); Spiegelbilder (Erzählungen, 2006); Gestern vielleicht (Roman, 2008).
E-Mail: buchmoser@morawa-buch.at
Internet: http://www.buchmoser.at


KURIER, 12. Mai 2012

Dorothea Nürnberg – "Sterntänzer"

Dorothea Nürnberg: „Sterntänzer“ Ibera Verlag. 272 Seiten. 20 Euro.
Der Roman dreht sich in der Tradition der Derwische. Man wirft währenddessen Blicke auf aggressive Muslime und sanfte, man hört einer Wienerin zu, wie sie gegen die türkische Nachbarsfamilie wettert ..., aber der Roman dreht sich lange genug, um dann nur noch sich selbst wahrzunehmen; die Liebe; den Gott, dem man zwar viele Namen geben kann (wenn man sich nicht dreht), der aber immer derselbe ist.
Der Tanz der Derwische ist im Buch Symbol dafür, wie man gegenseitige Ängste nehmen kann. "Sterntänzer" ist der Versöhnungsversuch der gebürtigen Grazerin Dorothea Nürnberg, die immer zwischen Kulturen Brücken baut. Sie ist für ihre lyrische Sprache bekannt. Beim Tanz einer "ungläubigen" Wienerin mit einem türkischen Derwisch hat sie darauf weitgehend verzichtet. Hier ist es ihr wichtiger, Wissen zu vermitteln, über den Islam, den Koran, die Migranten. Und Wissen baut ja Vorurteile ebenso ab wie Drehen.
Peter Pisa

KURIER, BÜCHER DES MONATS, Mai 2012
Aufbruch zu neuen Ufern   In ihrem Roman STERNTÄNZER plädiert die Autorin für mehr Miteinander.   Mythen aus dem brasilianischen Regenwald oder die indische Gesellschaft haben sie zu Gedichten und Romanen inspiriert. Die bewegten Tanzbilder bekannter Fotografen brachten sie auf die Idee, Poesie-Fotografie-Kunstbücher zu veröffentlichen. Auch ihr neuer Roman fällt nicht wirklich aus dem Schema ihres Oeuvres. Dorothea Nürnberg bleibt in „Sterntänzer“ ihrem Interesse für andere Kulturen treu. Dieses Mal nimmt sie sich die vielen verschiedenen Gesichter und Ausformungen des Islam vor. Eine wichtige Rolle kommt dabei dem türkischen Derwisch Kerim zu. So ist auch der Tanz vertreten – und klug in den Fortgang der Geschichte integriert.   FREMDE GESICHTER Der Islam splittet sich in unterschiedlichste Haltungen auf – und damit sind nicht die der Sunniten und Schiiten gemeint. Es geht Dorothea Nürnberg mehr um die Art, wie Gläubige mit ihrer Religion umgehen, wenn sie im Ausland leben. Dazu kommen die Ansichten der Österreicher zum Islam. So verwebt die Autorin Geschichten vieler Protagonisten geschickt zu einem Ganzen. Am Ende offenbart sich ihr Plädoyer, dass ein Miteinander nur möglich ist, wenn sich die verschiedenen Charaktere anderen Menschen gegenüber öffnen. Lara ist Wienerin, die Malerin bezeichnet sich als Agnostikerin. Als sie Kerim trifft, beginnt eine spirituelle Suche: Der Derwisch führt sie in seine Welt des Tanzes ein – und eröffnet Lara damit neue Perspektiven. Bekir hingegen ist Schneider und hat sich von seiner Religion abgewandt. Doch letztlich holen den Türken seine Wurzeln wieder ein. Als er sich wieder für den Islam zu interessieren beginnt, findet er zwar zu sich selbst, verliert aber seine Arbeit. Marianne sympathisiert schon seit Langem mit einer rechtspopulistischen Partei. Die Kellnerin hält gar nichts von Zuwanderern, Muslime sind ihr ein Dorn im Auge. Als sie jedoch auf Bekir trifft, ändert sich ihre Einstellung. Schließlich muss sie sich ihre Fehler eingestehen. Er ist aufgeklärt und fest in das europäische System eingebunden. Dennoch wendet er sich fundamentalistischen Strömungen zu, da er sich über den zunehmenden Hass auf den Islam ärgert. Schließlich muss er sogar sein Gewissen verraten, um ein Zeichen zu setzen ... Dorothea Nürnberg plädiert in „Sterntänzer“ auf vielfältige Art für einen offenen Dialog der Kulturen. SUSANNE SCHOLL, Journalistin, Schriftstellerin „Jeder redet über ‚den Islam‘ und ‚die Muslime‘, aber kaum jemand weiß wirklich, wovon er da spricht. Dorothea Nürnberg weiß es. Und sie weiß es so zu erzählen, dass man versteht, wo man sonst gerne nur ablehnt und mitfühlt, wo man sonst sich nur empört abwendet. Das ist es, was den Sterntänzer lesenswert macht.“ ANDREAS SALCHER, Bestsellerautor „Dorothea Nürnberg hat vielen sehr guten Büchern ihr bestes hinzugefügt. Mit Sterntänzer dringt sie Schicht für Schicht ins Zentrum des menschlichen Bewusstseins vor, dem Sitz unserer Ängste, dorthin wo sich jene gefährliche Mischung aus Wut und Ignoranz zusammenbraut. Auch wenn ihre Figuren aus unterschiedlichen Kulturkreisen stammen, finden wir in jeder ein Stück von uns selbst. Auf der letzten Seite haben wir nicht nur viel Neues über die Geheimnisse des Orients gelernt, sondern wir sehen unsere bisherige Welt mit anderen Augen. Mehr kann ein Buch gar nicht leisten.“


ÖSTERREICH BUCHWOCHE, 5. Mai 2012

„STERNTÄNZER“: Die vielen Pfade des Islam

Dialog und Auseinander­setzung mit dem Islam zählen zu den großen gesell­schaftlichen Themen. Das Problem: Nicht-Moslems wis­sen in der Regel sehr wenig über diese Religion. Ihr Is­lam-Bild ist von radikalen Ideologien (Islamismus) und/oder Taten (9/11) geprägt.
Roman. Die Wiener Auto­rin Dorothea Nürnberg hat nun einen eindrucksvollen Weg gefunden, Wissenslü­cken zu schließen. Ihr neu­es Werk Sterntänzer ist kein Sachbuch über den Islam, sondern ein Roman, der den Leser bestens unterhält und der zugleich viel Interessan­tes lehrt, ohne jemals be­lehrend zu wirken.
Sterntänzer spielt in Wien; der Roman schildert die Begegnung (und manch­mal auch das Aufeinander­prallen) von Einheimi­schen und Moslems in der großen Stadt. Die Autorin schickt eine Vielzahl von Figuren durch den multi­kulturellen Parcours, und die erste Erkenntnis, die der Leser gewinnt, ist, dass es nicht einen Islam gibt, sondern ein weit gefächer­tes Spektrum der verschie­densten Lebens- und Glau­bensrichtungen. Vom Fun­damentalismus bis zur atheistischen Absage an die Religion kommen alle Varianten vor.
Form. Durch die Roman­form gelingt es der Autorin bravourös, Spannung und Emotion zu erzeugen – und dem Text spielerisch Sach­informationen unterzumi­schen. Dorothea Nürnberg betrachtet den Islam aus sympathisierender Dis­tanz, wobei sie nicht ver­hehlt, dass es ihr eine Rich­tung besonders angetan hat: der spirituell geprägte Sufismus, dessen Ritual des Derwisch-Tanzes dem Buch auch den Namen gab. Gunther Baumann


DIE FURCHE, 17./26. April 2012

ISLAMDISKURS VOM RECHT BIS ZUM ROMAN

Annäherung in Romanform

Die Autorin Dorothea Nürnberg nähert sich in ihrem Buch „Sterntänzer“ dem hierzulande anzutreffenden Islam in Romanform. Nürnbergs belletristischer Zugang versammelt – unter anderem – einen türkischen Tänzer und dessen Landsmann, einen Schneider, der zeitweise in den Islamismus abgleitet, eine Wiener Agnostikerin und eine mit den heimischen Rechtspopulisten sympathisierende Kellnerin, einen Irakflüchtling, der als Zeitungskolporteur arbeiten muss sowie den aus Marokko stammenden Anwalt.
Ein Panoptikum von Protagonisten und Weltsichten rund um den Glauben der Muslime stellt Nürnberg dar. Es wundert gar nicht, dass die Autorin da letztendlich die Mystik der Derwische in den Blick nimmt.

Die vielen Gesichter des Islam Buchpräsentation und Diskussion, Mittwoch, 2. Mai 2012, 19 Uhr, Afro-asiatisches Institut Wien, 1090, Türkenstraße 3